Klassische Betoninstandsetzung (V)
- Deckanstrich
Zur klassischen Instandsetzung speziell einer Fassade gehört ein Deckanstrich, der die gesamte Betonfläche - Reparaturfläche und nichtgeschädigte Fläche - auch optisch wieder als intakt erscheinen läßt. Die Anforderungen an ein derartiges Oberflächenschutzsystem sind aber weitreichender.
Anforderungen an Oberflächenschutzsysteme speziell bei Fassaden:
- Dichtigkeit gegen Wasser und in Wasser gelösten Schadstoffen
- gute Haftung auf alkalischem Untergrund
- hohe Elastizität und Verformbarkeit im Temperaturbereich von +60°C bis –20°C zur Überbrückung feiner Risse
- Beständigkeit gegen Licht-(UV) und Wettereinwirkung (kein Kreiden und Vergilben)
- klebefreie und somit schmutzabweisende Oberfläche
- geringes Verarbeiterrisiko
- Haltbarkeit 15 bis 20 Jahre
- Schutz vor Karbonatisierung, Forderung: SDCO2 ≥ 50 m
- Durchlässigkeit für Wasserdampf, Forderung: SDH2O ≤ 4 m (ZTV-ING)
Die TR-Instandhaltung bezieht sich bzgl. der Wasserdampf-Durch-lässigkeit SDH2O auf die DIN EN
1504-2, die eine
Unterteilung
in drei Klassen vornimmt (TR Teil 2, A.3.3):
- Klasse I SDH2O < 5 m (wasserdampfundurchlässig)
- Klasse II 5 m ≤ SDH2O ≤ 50 m
- Klasse III SDH2O > 50 m (wasserdampfdurchlässig)
Lt. TR-Instandhaltung müssen die OS-Systeme OS 2, OS 4, OS 5a oder OS 5b die Anforderung der Klasse I
erfüllen.
Die Angaben zu den zahlenmäßigen Forderungen für den Karbonatisierungswiderstand
und
die
Wasserdampfdurchlässigkeit
haben folgenden Hintergrund:
Die Karbonatisierung des Betons durch den Einfluss von Kohlendioxyd (CO2), was
letztendlich die Auflösung der schützenden Passivschicht um die Bewehrung bedeutet, soll nach Möglichkeit bereits durch einen
dichten Anstrich verhindert bzw. gebremst werden.
Gleichzeitig darf aber ein dichter Anstrich nicht dazu führen, dass Wasserdampfdruck aus dem Beton den
Anstrich wegen Nichtdurchlässigkeit
abdrückt.
Die Durchlässigkeit bzw. die Bremswirkung für die vorgenannten Einflüsse hängen also von den
Diffusionswiderständen für Wasserdampf und Kohlendioxid des Anstriches bzw. der Beschichtung
ab.
Jedes Material hat einen spezifischen Diffusionswiderstand (μ) für unterschiedliche
Diffusionsmedien. Für den Betonschutz sind von Interesse
- der Wasserdampfdiffusionswiderstand = μH2O → soll möglichst niedrig sein
- der Kohlendioxiddiffusionswiderstand = μCO2 → sollte möglichst hoch sein
Die entgegengesetzten Forderungen werden von modifizierten Acrylaten am besten erfüllt.
Da der Widerstand einer Beschichtung oder eines Anstriches aber auch von der Schichtdicke (s)
abhängt,
muss diese bei der Berechnung berücksichtigt werden.
Die sogenannte diffusionsäquivalente Luftschichtdicke - oder einfacher, der SD-Wert - ergibt sich aus:
SD = s • μ
s = Schichtdicke, μ = Diffusionswiderstand
Beispiel:
s = 100 μm (= 0,0001 m) → muss in Meter eingesetzt werden
μH2O = 10.000
μCO2 = 1.500.000
daraus ergeben sich die diffusionsäquivalenten Luftschichtdicken,
SDH2O = s
• μH2O → 0,0001 m • 10.000 =
1 m
Forderung: SDH2O ≤ 5 m erfüllt √ (Klasse I)
SDCO2 = s
• μCO2 → 0,0001 m • 1.500.000
= 150 m
Forderung: SDCO2 ≥ 50 m erfüllt √
Die vorgenannten Angaben werden alle im Technischen Merkblatt des Herstellers angegeben. Solange also die
produktspezifischen
vorgegebenen Schichtdicken (s) ausgeführt werden, werden die Forderungen des Regelwerkes eingehalten. Sollten
sich durch gewollte oder
durch eine fehlerhafte Ausführung andere Schichtdicken ergeben, so müsste die Einhaltung der Forderungen mit
der genannten Formel
nachgewiesen werden.
Wenn beispielsweise die Schichtdicke das vorgegebene Maß überschreitet, so wird sich das nicht negativ auf den
Kohlendioxyddiffusionwiderstand
auswirken, aber der Wasserdampfdiffusionwiderstand könnte den Wert 4 m unzulässig überschreiten. Damit wären
Schäden durch Abdrücken
des Anstriches oder der Beschichtung möglich. Bei einer Unterschreitung der Schichtdicke bestünde die Gefahr
eines zu geringen
Kohlendioxyddiffusionwiderstandes.
Werden mehrere verschiedene Lagen unterschiedlicher Materialien zu einer Schicht zusammengeführt, so sind für
jede Lage die SD-Werte zu
ermitteln und die Ergebnisse zu addieren. Die Summen der Berechnungen müssen auch dann die genannten
Forderungen einhalten.
- Zusammenfassung:
- Oberflächenschutzsysteme - speziell bei Fassaden - sollen nicht nur die einheitliche Optik der instand gesetzten Fläche wieder herstellen, sondern auch einen möglichst hohen Karbonatisierungswiderstand bei gleichzeitiger Durchlässigkeit gegenüber Wasserdampf gewährleisten.
- Für den Fassadenbereich erfüllen modifizierte Acrylate die Forderungen am besten.
- Der Kohlendioxiddiffusionswiderstand
SDCO2 sollte möglichst hoch sein. - Der Wasserdampfdiffusionswiderstand
SDH2O sollte möglichst niedrig sein