SIVV: Betoninstandsetzung - Fragen und Antworten
Hier können Sie Ihr Wissen zum Thema "Instandsetzen" und darüber hinaus
überprüfen. Ferner werden Sie einige weitere
Informationen erhalten.
Die Fragen sind nicht dem SIVV-Fragen-Katalog entnommen (dessen Inhalt
ich nicht kenne), doch als langjähriger SIVV-Referent
weiß ich ungefähr in welche Richtung der Fragenkomplex geht. Außerdem bieten sich wichtige Punkte
geradezu an, um daraus eine Fragestellung zu formulieren.
Also los geht's! Beim Klick auf die Frage erscheint die Antwort.
Welche wichtigen Normen bzw. Regelwerke für die Betoninstandsetzung kennen Sie?
● (TR) Technische Regel
Instandhaltung von
Betonbauwerken,
Teile 1 und 2
(Fassung Mai 2020), eingeführt Januar 2021, Deutsches Institut für Bautechnik (DIBt)
● DAfStb-Richtlinie in Verbindung mit der TR
Richtlinie für Schutz und Instandsetzung von Betonbauteilen (Fassung Oktober 2001),
Deutscher Ausschuss für Stahlbeton
● ZTV-ING
Zusätzliche Technische
Vertragsbedingungen und Richtlinien für Ingenieurbauten
Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt),
● ZTV-W LB 219
Zusätzliche
Technische
Vertragsbedingungen – Wasserbau
Schutz und Instandsetzung der Betonbauteile von Wasserbauwerken
(Leistungsbereich 219)
● VOB
Vergabe- und Vertragsordnung
für
Bauleistungen, Teil C: ATV = Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für
Bauleistungen,
inkl. DIN 18349 Betonerhaltungsarbeiten
Wie übersetzen Sie die Kurzbezeichnungen RM, RC, SRM, SRC, PRM, PRC?
● RM/RC (Repair Mortar/Repair Concrete)
Mörtel
bzw.
Beton als Betonersatz im Handauftrag mit oder ohne
Kunststoffmodifizierung
● SRM/SRC (Sprayable Repair
Mortar/Sprayable Repair Concrete)
spritzbarer
Mörtel
bzw.
Beton als Betonersatz mit oder ohne
Kunststoffmodifizierung
● PRM/PRC (Polymer Repair Mortar/Polymer Repair Concrete)
Reaktionsharz(Polymer)-Mörtel bzw. Reaktionsharz(Polymer)-Beton
Wie bezeichnet die TR-Instandhaltung in Verbindung mit der DAfStb-Richtlinie und wie die ZTV-ING die Oberflächenschutzsysteme (OS)?
● Die TR-Instandhaltung bezeichnet die Systeme mit Zahlen, z.B.
OS 1,
die ZTV-ING mit Buchstaben, z.B. OS
A
OS 1 und OS A bezeichnen beide das
Instandsetzungssystem Hydrophobierung.
Was bedeutet "hydrophobieren"?
● hydrophobieren bedeutet eine Betonoberfläche wasserabweisend zu machen. Dies wird z.B. durch Auftrag von Silan oder Siloxan erreicht. Die Poren des Betons werden dabei nicht gefüllt sondern die Porenwandungen nur teilweise benetzt. Es ensteht kein Film auf der Betonoberfläche.
Welcher Betonersatzstoff kann nicht nach ZTV-ING, aber lt. TR-Instandhaltung verwendet werden?
● normaler nicht kunststoffmodifizierter Mörtel (auch als CC bezeichnet).
Wodurch unterscheiden sich Mörtel und Beton?
● Die Bezeichnug ist abhängig von der Korngröße.
Mörtel hat eine Korngröße Ø ≤ 4 mm, alles darüber wird als
Beton
bezeichnet.
Für welche Auftragsflächen kann RC und für welche RM verwendet werden?
● Lt. TR-Instandhaltung und ZTV-ING kann RC für waagerechte oder schwach geneigte
Oberseiten, RM für beliebige Lagen angewendet werden.
● Die ZTV-ING ergänzt die vorgenannte Zuordnung mit dem Hinweis bei RC
"dynamisch belastet" bzw. bei RM "dynamisch oder nicht dynamisch
belastet".
Aus welchen Arbeitsschritten besteht
normalerweise eine partiell durch Betonstahl-
korrosion zerstörte Betonfassade unter Verwendung eines RM-Betonersatzsystemes?
● Freilegen des korrodierten Bewehrung (mit entsprechenden Sicherheitszuschlägen)
● Strahlen der Bewehrung und des Betonausbruches
● Auftragen des 2-fachen Korrosionschutzes
● Nach vorschriftsmäßigem Vornässen Haftbrücke auftragen
● "frisch in frisch" RM einbauen, Oberfläche reprofilieren
● Feinspachtel über die Reparatur- und üblicherweise auch über die gesamte
angrenzende
Betonfläche auftragen (zum Schließen von Poren, Lunkern, Kiesnestern usw. und zur
Herstellung
einer gleichmäßigen Saugfähigkeit der Betonfläche)
● Auftragen eines geeigneten Oberflächenschutzsystemes
Nach welcher groben Unterscheidung hat die TR-Instandhaltung die Instandsetzungsprinzipien geordnet?
● Prinzipien zum Schutz und zur Instandsetzung von Schäden im Beton
● Prinzipien zum Schutz und zur Instandsetzung von Bewehrungskorrosion
Welche Haftbrücke darf bei Auftrag von SRM/SRC und Spritzbeton verwendet werden? Begründen Sie Ihre Antwort.
● Beim Aufspritzen von SRM/SRC bzw. Spritzbeton wird keine Haftbrücke
verwendet.
Begründung: Beim Spritzauftrag des Gemisches bleiben zunächst nur Feinanteile des
Mörtels/Betons
(die "Haftbrücke") an der Oberfläche hängen bis dann nach und nach
auch die gröberen Kornanteile eingebettet werden.
Bei händischem Auftrag von SRM/SRC ist eine Haftbrücke erforderlich.
Wann soll die Betonunterlage vor Auftrag von
RM/RC oder SRM/SRC bzw. Spritzbeton vorgenässt werden?
Wie soll die Beschaffenheit des Betonuntergrundes beim Auftrag des Mörtels/Betons sein?
● Die Betonunterlage (Betonfläche) soll beginnend bei 24 Stunden vor dem Auftrag
von RM/RC oder SRM/SRC bzw. Spritzbeton vorgenässt werden. Sollte die Betonunterlage zum
Zeitpunkt des
zementösen Mörtel- bzw. Betonauftrages nicht matt feucht sein, muss
nochmals vorgenässt werden.
● Der Auftrag darf nur bei matt feuchter
Oberfläche erfolgen.
Welche Einbautemperaturen müssen bei RM/RC bzw. SRM/SRC bzw. Spritzbeton und PRC eingehalten werden? Welche Rolle spielt dabei die Taupunkttemperatur?
● Bei RM/RC bzw. SRM/SRC muss die Objekttemperatur und die Temperatur des
Mörtels
mindestens 5 °C bei Spritzbeton lt. ZTV-ING (Absatz
4.5.1)
mindestens3 °C betragen.
● Beim PRM/PRC muss die Objekttemperatur und die Temperatur des Mörtels
mindestens 8 °C betragen.
Die Taupunkttemperatur
muss um
mindestens 3 K (K = Kelvin = Temperaturunterschied)
überschritten werden.
Welche Nachbehandlungszeiten sind nach den
geltenden Vorschriften für RM/RC
bzw. einzuhalten?
● sofern vom Hersteller keine
abweichenden Zeiten in den Angaben zur Ausführung genannt sind:
nach ZTV-ING RM/RC 3
Tage, nach TR (Verfahren 3.1) 5 Tage.
Kennen Sie den Unterschied zwischen
"Untergrundvorbereitung" und "Untergrund-
vorbehandlung"?
● Bei der Untergrundvorbereitung wird die Betonfläche (Betonunterlage) für die
Durchführung der Untergrundvorbehandlung vorbereitet (z.B. durch Strahlen). Die TR versteht
darunter auch den "Verschluss von Fehlstellen und Fugen, Aufbringen von Grundierungen und
Haftbrücken"
Unter Untergrundvorbehandlung versteht man den Auftrag eines Stoffes, z.B. zur
Vorbereitung einer Beschichtung durch Kratzspachtelung.
Die ZTV-W LB 219 macht keinen Unterschied zwischen Untergrundvorbereitung und
Untergrundvorbehandlung. Das Regelwerk schließt auch folgende Arbeiten
in die Untergrundvorbehandlung ein: Fläche säubern, Fremdschichten und Beton abtragen,
Bewehrung
freilegen und entrosten, Kanten herstellen, Bewehrungen entfernen und
Korrosionsschutzbeschichtungen aufbringen.
Welche Korrosionschutzprodukte sind nach der TR bzw. ZTV-ING zugelassen?
● Zugelassen sind die im System geprüften Produkte auf mineralischer (zementöser) bzw. auf Epoxidharzbasis.
Welchen Oberflächenvorbereitungsgrad müssen
Sie
vor Auftrag eines mineralischen
Korrosionsschutzes erreichen?
● Lt. ZTV-ING muss der Oberflächenvorbereitungsgrad Sa 2½ entsprechen,
lt. TR-Instandhaltung
Sa
2.
Wenn in der Grundprüfung des mineralischen Korrosionsschutzsystemes Sa 2 als
ausreichend geprüft wurde, kann dieser Oberflächenvorbereitungsgrad auch nach ZTV-ING vereinbart
werden.
Welche Oberflächenzugfestigkeit
(Abreißfestigkeit) der Betonunterlage müssen Sie
nach der TR-Instandhaltung bzw. ZTV-ING vor Auftrag von
Mörtel und Beton im Mittel erreichen?
Welcher kleinste Einzelwert darf dabei nicht unterschritten werden?
● Der Mittelwert darf 1,5 N/mm², der kleinste Einzelwert darf 1,0 N/mm² nicht unterschreiten.
Welche Mindestschichtdicke ist bei Auftrag
von
Spritzbeton auf Bauteile mit
vorwiegend dynamischer Belastung lt. ZTV-ING einzuhalten?
● Die Schichtdicke muss mindestens 5,0 cm betragen.
Welche Temperaturen sind lt. ZTV-ING bei Spritzbetonarbeiten einzuhalten?
● Die Temperatur der Betonunterlage muss mindestens 3 °C und darf maximal 25 °C betragen.
Welche Anforderungen bzgl. Wasserdampf- und
Kohlendioxidiffusion werden an
Oberflächenschutzsysteme spez. bei Fassaden gestellt?
● Das Oberflächenschutzsystem muss wasserdampfdiffusionsfähig sein
(z.B. Klasse I
SDH2O ≤
5
m
)
und gleichzeitig gegenüber Kohlendioxid einen möglichst hohen Diffusions-
widerstand (SDCO2 ≥ 50 m) aufweisen.
Was versteht man unter dem SD-Wert und mit welcher Formel wird dieser berechnet?
● Der SD-Wert ist die Abkürzung für
diffusionsäquivalente Luftschichtdicke und
wird nach der Formel SD = µ x s berechnet. Die
Schichtdicke s muss dabei in Meter
eingesetzt werden. Der Wert µ ist die Diffusionswiderstandszahl, die vom
Hersteller des Oberflächenschutzsystemes angegeben wird.
Warum dürfen Sie bereits angesteiften
RM-Mörtel nicht durch Wasserzugabe
und Aufrühren erneut verarbeitbar machen?
● Durch die erneute Wasserzugabe wird der w/z-Wert des RM-Mörtels verändert.
Dies würde die Qualität des Mörtels negativ beeinflussen.
Rostet Bewehrung, die sich in vollständig karbonatisierten Beton befindet?
● Nein, sie wird nur dann rosten, wenn gleichzeitig ausreichend Feuchtigkeit
und ausreichend Sauerstoff vorhanden sind.
Rostet Bewehrung, die sich in vollständig chloridverseuchtem Beton befindet?
● Nein, sie wird nur dann rosten, wenn gleichzeitig ausreichend Feuchtigkeit
und ausreichend Sauerstoff vorhanden sind.
Welche Vorteile des mineralischen
Korrosionsschutzsystemes ergeben sich
gegenüber dem Korrosionsschutzsystem mit Epoxidharz?
● Es ergeben sich eine Reihe von Vorteilen:
Evt. kann Sa 2 als Oberflächenvorbereitungsgrad vereinbart werden,
noch feuchter Stahl
kann bestrichen werden,
eine Abstreuung zwischen den einzelnen Arbeitsgängen entfällt,
die Zeitdauer zwischen den einzelnen Arbeitsgängen ist beliebig,
das versehentliche
Einschmieren des Betonuntergrundes ist weniger kritisch,
die Werkzeuge können mit
Wasser
gereinigt werden,
das Anmischen des Korrosionsschutzes muss nicht mit ganzen Gebinde
erfolgen,
das Mischgut muss nicht umgetopft werden,
mineralischer Korrosionsschutz
ist
gegenüber der EP-Variante preislich erheblich günstiger.